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CRM im Rettungsdienst

Björn Hossfeld |

Schon in den 1960-Jahren wurde das Crew-Ressource-Management (CRM) in der Sicherheits- und Fehlerkultur der US-amerikanischen Luftfahrt eingeführt und seit dem stetig weiterentwickelt.

Da auch in der Akut- und Notfallmedizin menschliche Leistungen einen großen Einfluss auf das Outcome der Patienten haben, wurde in den 1990er Jahren damit begonnen, das CRM auch im Rettungsdienst zu etablieren.

Um die kognitive Leitungsfähigkeit eines Menschen in Stresssituationen zu beschreiben wird hier häufig auf das Modell der „grünen Kügelchen“ von Andreas Richter zurückgegriffen. Hierbei beschreiben grüne Kugeln im einen Glas die freien kognitiven Kapazitäten eines Menschen, rote Kugeln dagegen die nicht mehr nutzbaren Ressourcen des jeweiligen Menschen. Kippt die Anzahl hin zu den roten Kugeln ist eine Entscheidungsfindung auf Sachebene häufig nicht mehr möglich und Entscheidungen werden „aus dem Bauch heraus“ getroffen.

Um zu vermeiden, dass in solchen Drucksituationen Fehlentscheidungen getroffen werden oder relevante Informationen untergehen, sind strukturierte Entscheidungsprozesse essentiell.

Um dies zu gewährleisten kann man sich z.B. an standardisierten Schemata, wie dem <C>ABCDE-Schema, entlang tasten. Hier werde klare Prioritäten gesetzt und der Informationsverlust minimiert.

Um das gesamte Team einzubeziehen und den Wissensverlust im Team so gering wie möglich zu halten, sind Team-Timeouts hilfreich. Hier kann der Leitsatz des 10-for-10 genutzt werden, der besagt, dass 10 Sekunden des strukturierten Nachdenkens einen vor 10 Minuten fehlerhaften Arbeitens bewahren können.

Neben dem Erarbeiten der Schemata und Richtlinien ist natürlich auch die Etablierung und das Training der Entscheidungsfindungsprozesse essentiel, damit sie in einer Stresssituation auch abgerufen werden können. Hier sind regelmäßige (Simulations-)Trainigs sinnig und sollten ein fester Bestandteil des (prä)klinischen Arbeitens sein.