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Kommentar der DIVI zur 9. Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission

Lara Kapp |

Auch die DIVI hat sich zur 9. Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission geäußert. Nachfolgend der Wortlaut der DIVI:

„Die Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin der DIVI e.V. begrüßt die 9. Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission zum Thema Rettungsdienst in Deutschland ausdrücklich.

Viele schon lange diskutierte notwendige Neuerungen werden im vorliegenden Gutachten thematisiert und sehr gute Lösungsvorschläge für die notwendigen Änderungen skizziert. Besonders die Aufnahme der Notfallversorgung als eigenes Leistungssegment im SGB V wäre ein Meilenstein, der seit fast zwei Jahrzehnten von vielen immer wieder gefordert wurde. Dass die notwendigen Ergänzungen des jetzigen Systems im Sinne von pflegerischer Notfallversorgung, notfallmäßiger Palliativversorgung und psychiatrisch-psychosozialer Krisenintervention hier bereits mitbenannt wurden, ist ein weiteres wichtiges Signal. Durch den Auf- und Ausbau solcher Strukturen kann eine Entlastung des Rettungsdienstes und damit die Fokussierung auf die Kernaufgabe, den medizinischen Notfall, erreicht werden. In diesem Zuge ist auch die Stärkung der allgemeinen Gesundheitskompetenz der Bevölkerung ein wichtiger Aspekt.

Die Förderung der Qualität im Rettungsdienst und die bundesweite Vereinheitlichung der Qualifikation des eingesetzten Personals erachten wir ebenfalls als sehr sinnvoll und notwendig. Diskussionswürdig ist aus unserer Sicht jedoch die Einführung eines Advanced Care Paramedic. Hier muss genau betrachtet werden, welche zusätzliche Aufgaben dieser neue Beruf übernehmen kann und welche Intention verfolgt wird. Bei einer möglichen Einführung muss das Studium gut geplant werden und an medizinischen Fakultäten der Universitäten und eng an notfallmedizinische Zentren angebunden sein. Bedacht werden muss jedoch, dass es auch bei Notfallsanitäterinnen und -sanitätern bereits jetzt zu Personalengpässen kommt und dieses Problem noch verstärkt werden könnte. Die Rolle der Notfallsanitäterin bzw. -sanitäters ist aktuell vielerorts noch nicht voll ausgeschöpft, trotzdem muss eine Aufstiegsmöglichkeit für besonders qualifizierte Notfallsanitäterinnen und -sanitäter diskutiert werden. Dies und die Schärfung des Einsatzprofils durch Reduktion von medizinisch nicht notwendigen Einsätzen kann ein Weg sein, um dauerhaft qualifizierte Kräfte im Beruf zu halten. Die Sektion Notfall- und Katastrophenmedizin der DIVI wird sich zu diesem Thema bis zum Ende des Jahres im Detail äußern.

Wir halten den gut qualifizierten Notarzt auch weiterhin für einen elementaren und integralen Bestandteil des Rettungsdienstes bei akut lebensbedrohenden Patientenzuständen und damit für unverzichtbar. Die Luftrettung ist dabei ein wichtiger Faktor, wird aber nie eine 100 % Verfügbarkeit zu allen Zeiten gewährleisten können. Wichtig ist, dass auch die Qualifikationsanforderungen der eingesetzten Notärzte auf den NEF weiter erhöht wird. Auch die telenotärztliche Unterstützung ist ein wichtiger Baustein bei der adäquaten Versorgung von Notfallpatienten. Die Sektion wird auch zur Rolle und Qualifikation des ärztlichen Personals bis Jahresende detailliert Stellung beziehen.

Integrierte Leitstellen sind mit der 116117 digital oder auch physisch zu vernetzen und müssen eine entsprechende Größe haben. Wir empfehlen die Verfügbarkeit eines erfahrenen Notfallmediziners auf allen Leitstellen an 365 Tagen im 24h System. Dieser kann auch die Rolle des Telenotarztes übernehmen und auch bei kritischen Dispositionsentscheidungen ärztlichen Sachverstand einbringen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der digitale Ausbau im gesamten präklinischen Bereich, insbesondere bei der Vernetzung aller an der Notfallversorgung beteiligten Institutionen und natürlich auch mit dem ambulanten Sektor. Es ist wichtig, dass alle Daten interoperabel im ganzen Prozess der Versorgung weitergegeben werden können. Das kann die Qualität der Patientenversorgung weiter verbessern und Informationsverlust und unnötige Krankenhauseinweisungen und Transporte verhindern oder zumindest deutlich reduzieren. Auch der Ausbau von Registern und damit verbundenen Forschungs- und Planungsmöglichkeiten bietet viele Chancen.

Eine zeitgerechte Umsetzung der Empfehlungen der Regierungskommission würde einen großen Schritt in der Reformierung des Rettungsdienstes bedeuten, der unsererseits große Unterstützung erfährt.“

Für die gesamte Sektion Notfall-und Katastrophenmedizin der DIVI

Dr. Janina Bathe, DESAIC (Sprecherin der Sektion)

Bernhard Gliwitzky, FERC (Sprecher der Sektion)