agbn-Newsletter 2021/07
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es waren lange und mühsame 6 Monate aber schlussendlich haben sowohl unsere Anstrengungen als auch die der Regionalen Notarztsprecher in Bayern zu einem respektablen Ergebnis geführt: die längst überfällige Honorarerhöhung auf das Niveau anderer Bundesländer wird rückwirkend zum 01.07.2021 umgesetzt!
Auch wir im agbn-Vorstand waren aufgrund der zähen, mitunter gar nicht mehr geführten Honorarverhandlungen zwischen KVB und Kostenträger frustriert und trotz guter Vernetzung nicht sicher, ob und wann es überhaupt zu einem Abschluss kommen würde. Aber die konzertierte Öffentlichkeitsarbeit der agbn und der Notarztsprecher, sowie das persönliche Engagement jedes einzelnen Kollegen und jeder Kollegin haben schlussendlich dann doch etwas bewirkt und die Bevölkerung, die Politik und in der Folge auch die Kostenträger für die Dringlichkeit sensibilisiert.
Das ganz konkrete Ergebnis entnehmen Sie dem diese Woche verschickten Informationsschreiben der KVB. Die „Big-Points“ möchten wir aber hier noch einmal zusammenfassen:
- Das neue Gesamtvolumen der NAD-Benutzungsentgelte beträgt 82 Mio € / anno. Dies entspricht der angestrebten Honorarsteigerung.
- Die neue Benutzungsentgeltvereinbarung gilt vom 01.07.2021 bis 31.12.2023. Für das erste Halbjahr 2021 bleibt es bei der alten Benutzungsentgeltvereinbarung.
- Die Grundbereitschaftspauschale steigt von 21,- auf 25,- €
- Neu eingeführt werden ein Nachtzuschlag (2,50 € / h), ein Wochenend- u. Feiertagszuschlag (5,00 € / h) und ein Zuschlag für hohe Feiertage (15,00 € / h)
- Die Grundeinsatzpauschale steigt pro Patient (1-3) von 83,- € auf 86,25 €.
Das hauptsächliche Augenmerk aller Beteiligten lag bei der Verteilung der neuen Geldmittel auf einer finanziellen Aufwertung der einsatzschwächeren Standorte. Hier soll der NAD auch pekuniär wieder attraktiver gemacht werden. Ebenso soll die Bereitschaft, an hohen Festtagen NAD zu übernehmen, zukünftig belohnt werden. Es gab auch Überlegungen, noch mehr Gelder in Richtung Vergütung der Bereitschaftszeit zu shiften und die einsatzbezogene Honorierung zu reduzieren. Wir haben als agbn dringend dazu geraten dieses gel. etwas kompliziert anmutende Vergütungssystem beizubehalten und die einsatzbezogene Vergütungskomponente unbedingt zu belassen. Zum einen denken wir, dass diese Systematik über alle 229 Standorte hinweg fairer ist, zum anderen soll ein verändertes Vergütungssystem der Deutschen Rentenversicherung keinen Anlass bieten, erneut eine verdeckte sozialversicherungspflichtige Tätigkeit im NAD Bayern zu unterstellen und ggf. wieder den Klageweg zu beschreiten. Erst vor kurzem konnte dieses Ansinnen der Rentenversicherung vor dem Landessozialgericht München abgewehrt werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch wir lernen aus der Entwicklung und werden zukünftig nicht mehr darauf vertrauen, dass sich problematische Sachverhalte im NAD Bayern allein durch den Goodwill der primär beteiligten Protagonisten auflösen. Vielmehr werden wir noch frühzeitiger an die Öffentlichkeit gehen, um die Interessen der Notärzte und Notärztinnen zu artikulieren. De facto geht es uns dabei nicht um die Durchsetzung notärztlicher Partikularinteressen, sondern um einen funktionierenden, qualitativ hochwertigen Notarztdienst in Bayern, damit eine optimale Versorgung der uns anvertrauten Notfallpatienten flächendeckend gewährleistet werden kann.
Für die agbn bedeutet dies einen zunehmenden Wandel ihres Tätigkeitsspektrums: zum einen die traditionell gelebte Fort- und Weiterbildung in mannigfaltigen Seminaren und der beliebten Jahrestagung, die auch in Zukunft den Charakter der agbn bestimmen werden. Darüber hinaus nimmt die Bedeutung der Berufspolitik deutlich an Fahrt auf – rapide Veränderungen im Gesundheitswesen bestimmen unser aller Alltag in Praxis und Klinik und machen vor der Notfallrettung nicht halt. Hier wollen wir die Entwicklungen nicht nur als Randfigur begleiten, sondern bemühen uns, die Veränderungen so gut wie möglich mit zu gestalten. Die kommenden Jahre werden die Notfalllandschaft sowohl in Bayern als auch in der gesamten Bundesrepublik erheblich verändern und es gilt, positive Entwicklungen zu unterstützen und Fehlentwicklungen möglichst frühzeitig zu erkennen und entgegen zu wirken. Wir sehen darin die große Herausforderung für die laufende Dekade.
In der Hoffnung, möglichst viele von Ihnen / euch in Berchtesgaden vom 07. – 10.10.2021 begrüßen zu können, freuen wir uns auf engagierte Gespräche und Diskussionen im Rahmen unserer Jahrestagung – der Themenkorb ist wahrlich gut gefüllt.
Herzlichst
Ihr
Alexander Beck und Thomas Jarausch
Vorsitzende für den agbn Vorstand