Wie wird man eigentlich Notärztin/Notarzt auf dem Hubschrauber ?
„Es muss etwas Schlimmes passiert sein, da kommt sogar der Hubschrauber“ – Dies ist eine weit verbreitete Meinung in der Bevölkerung.
Tatsächlich jedoch ist der Rettungshubschrauber (RTH) zunächst nur eine schnelle Möglichkeit die Notärztin/den Notarzt zum Patienten zu transportieren. Per Definition ist der Notarzt/die Notärztin in der Luft nicht anders als die Kollegen am Boden. Die Notarzt-Einsatz-Fahrzeuge (NEF) sind sogar an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr verfügbar. Wohin gegen die RTH wetter- und sichtbedingten Limitationen unterliegen, also bei Nacht nur eingeschränkt und bei Nebel, Gewitter oder Hagel gar nicht zur Verfügung stehen.
Und doch bringen die RTH für bestimmte Fälle mehr Expertise und mehr Equipment an die Einsatzstelle. So haben die RTH mitunter Ausrüstung und Medikamente dabei, die in den NEF nicht mitgeführt werden – beispielsweise führen manche RTH Blut- und Gerinnungsprodukte mit, um Patienten mit bedrohlichen Blutungen bereits prähospital zu substituieren.
Auch wenn die Notarzt-Definition gleich ist, haben die Betreiber der RTH-Stationen (ADAC Luftrettung, Deutsche Rettungsflugwacht sowie das Innenministerium) häufig höhere Anforderungen an die eingesetzten Ärzte und Ärztinnen: so fordert die ADAC Luftrettung gGmbH neben der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin auch den Facharztstandard (meist Anästhesie, aber auch Chirurgie und Innere Medizin) sowie einen DIVI-Intensivtransportkurs.
Wer also Notärztin oder Notarzt auf einem RTH werden möchte, muss sich an einer Klinik mit RTH-Standort in jener Abteilung bewerben, die den Hubschrauber ärztlich besetzt, viel notfallmedizinisches Engagement mitbringen und umfangreiche Erfahrung im NEF-Dienst sammeln, um die Chance zu haben als Fachärztin/Facharzt auf dem RTH eingesetzt zu werden.
Da die Betreiber auch an die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter umfangreichere Anforderungen stellen, kommt mit dem RTH ein spezialisiertes Team an die Einsatzstelle, welches gerade für die Versorgung spezieller Patientinnen und Patienten (Kinder, schweres Trauma, Verbrennungen, etc.) mehr Routine und Erfahrung mitbringt. Entsprechend können die Hubschrauber-Notärzte in schwierigen Situationen auch eine Unterstützung für die Kolleginnen und Kollegen am Boden sein, da sie eine hochkompetente fachärztliche Expertise an die Einsatzstelle bringen – z.B. Kinderanästhesie, Intensivmedizin, etc.
Gerade weil die RTH-Crew eine umfangreiche Erfahrung an die Einsatzstelle bringt, sollten die RTH von den Rettungsleitstellen umsichtig disponiert und nur in Ausnahmefällen wie ein schnelles NEF eingesetzt werden, damit dieses Rettungsmittel mit seiner großen Reichweite vor allem den Patientinnen und Patienten zugute kommt, die von den beschriebenen Vorteilen profitieren.