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agbn-Infobrief 2019/07 – Positionspapier

AGBN |

Aktuelle Mitteilung

 

Das Bundesgesundheitsministerium hat durch entsprechende Gesetzesinitiativen die Neuordnung der ambulanten und stationären Notfallversorgung initiiert. Damit gemeint sind die Regelungen zur gestuften Notfallversorgung, die ja bereits in Kraft sind, ebenso wie der Referentenentwurf zu den Integrierten Notfallzentren samt den entsprechenden Vermittlungsstellen (SmED: Strukturiertes medizinisches Ersteinschätzungsverfahren für Deutschland). Hinzu kommen noch Projekte auf Länderebene wie der Aufbau von Telenotarzt/Telenotfallmedizin oder Bundesratsinitiativen zum Notfallsanitäter-Gesetz. Gleichzeitig zu diesen landes- wie bundesweiten Umbruchphasen sind Studien zur krankenhausplanerischen Neuausrichtung im Umlauf, so z.B. die jüngst veröffentlichte Bertelsmann-Studie. Weitere, wissenschaftliche Studien sind in Arbeit und werden in Kürze publiziert.

Gründe für diese strukturellen Veränderungen sind vielfältig und vielschichtig. U.a. lassen sich demographische Faktoren, Qualitätsansprüche und Spezialisierungseffekte sowie auch gesundheitsökonomische Aspekte anführen. Der demographische Wandel beispielsweise betrifft dabei nicht nur die Altersstrukturentwicklung der Patienten samt deren Multimorbidität, sondern auch die Fachkräftekonzentrierung in den Ballungsbereichen und die Abwanderung aus ländlichen Gebieten.

Vor diesen Entwicklungen können und dürfen wir uns nicht verschließen oder sie gar negieren!

Vielmehr muss es unser Ziel als Notärztinnen und Notärzte sein, in Zukunft die bestmöglichen Versorgungsstrukturen für unsere Notfallpatienten zu erhalten und, wo wir es können, mitzugestalten. Dieses Ziel werden wir aber nicht erreichen, wenn wir uns auf Partikularinteressensvertretung oder Lobbyismus zurückziehen. Notfallmedizin per se darf niemals Selbstzweck sein, sondern sie muss im Rahmen der Daseinsfürsorge in erster Linie dem Wohl unserer Patienten in medizinischen Notfallsituationen dienen.

Wir als agbn wollen die Zukunft der Notfallmedizin mitgestalten und uns nicht populistisch anmutenden Scheinargumenten hingeben. In unseren Beiträgen und Kommentaren sind wird daher stets sachlich geblieben und wollen dies auch in Zukunft nicht ändern.

Wir müssen uns mit den Zukunftsproblemen und gleichzeitig auch den angedachten Lösungsoptionen konstruktiv auseinandersetzen, und zwar zunächst mit allen Vorschlägen. Wir sollten nicht von vornherein Themen ausschließen, sondern alle sachlich ausdiskutieren. Konsequenterweise müssen wir uns somit auch mit den Ergebnissen der Bertelsmann-Studie beschäftigen. Nur wenn wir hier konstruktiv die Sachdiskussion vorantreiben, werden wir gemeinsam Lösungsoptionen erarbeiten, die es ermöglichen, für unsere Notfallpatienten eine tatsächlich geeignete hochwertige Versorgung zeitnah zu erwirken.

Dafür brauchen wir die Unterstützung unserer Mitglieder.

Was uns aber letztendlich allen, ob als Notarzt/Notärztin, als potentiellem Notfallpatient oder generell als Interessensverband schaden wird, ist, wenn wir uns gegenseitig die Wertschätzung entziehen.
Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft der Notfallmedizin gestalten und nicht gegenseitig den Weg dazu verbauen!
Was konkret die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie betrifft, sehen wir als Vorstand der agbn durchaus einige Aspekte, die es aus objektiver, notfallmedizinischer Sicht näher zu beleuchten und letztendlich auch zu bewerten gilt. Hierunter fallen insbesondere die Auswirkungen der zunehmenden Zentrumsbildung, die Sensitivität und Spezifität bei der Notarztindikationsstellung, die Freiheitsgrade bei der Delegation ärztlicher Maßnahmen sowie die Nutzung von IT-gestützten Konsil- und Backup-Verfahren.

Die agbn, vertreten durch den Vorsitzenden Prof. Schroth, hat unlängst in einem durch die Nürnberger Nachrichten initiierten Interview bewusst auf fertige Antworten oder Pauschallösungen verzichtet, stattdessen wurden einige wichtige und wesentliche Fragen zur richtigen Zeit in den Raum gestellt.
Der gesamte agbn-Vorstand begrüßt dies als konstruktiv und ganz im Sinne einer zukünftigen Optimierung der Patientenversorgung.

 

Der Vorstand der agbn